10 Jahre Buenos Aires Marathon mit Reallatino Tours
Buenos Aires Marathon 2007
2007 wurde alles ganz anders. Der Start und die Abholung der Startunterlagen war im Parque Roca. Doch wo ist das? Unglaublich, nämlich weit außerhalb des Zentrums. Dorthin kommt man nur mit dem Taxi. In ehemaligen Tenniscourt, ao Argentinien vor vielen Jahren den Grand Slam spielte, holten wir die Startunterlagen ab. Unsere Gruppe bestand aus 15 Maratonies. Da war zum Beispiel Uli, der als Lehrer in Bolivien arbeitete, Carsten aus Essen und Wendelin Lauxen aus Aschaffenburg. Er vertreibt dort MBT Schuhe und hatte vor, auf jedem Kontinent einen Marathon in MBT Schuhen zu laufen. Hut ab, es ist ihm gelungen, Antarktis inklusive! Es gelang uns, rechtzeitig den Startpunkt zu erreichen. Als wir früh am Morgen durch Buenos Aires fuhren, sagte einer der Maratonies beim Blick auf die vielen Leute in den Straßen „unglaublich wie früh die Leute hier aufstehen“. Das war echt lustig, denn es waren keine Frühaufsteher, sondern Nachtschwärmer! Ich erinnerte mich an viele Nächte meiner „Backpacker-Zeit“, die hier bis 6.00 Uhr gingen.
Und nun zum Lauf: Ich wollte einen 5er Schnitt laufen (jeden Kilometer in 5:00 Minuten) und fing so an. Eigentlich vertraute ich auf mein Gefühl, aber für den ersten Kilometer brauchte ich fast 6 Minuten. Also lief ich noch schneller… Es nützte nichts, denn bei km 2 vergrößtere sich der Abstand. Ich konnte mir das nicht erklären. Dann merkte ich zu meiner Erleichterung, dass die Angaben in Meilen waren. Statt 1 km waren es 1,6 km und statt 2 km waren es 3,2 km. Dann verstand ich das System: links der Strecke die Angabe in Meilen, rechte Schilder in km. Mein Rhythmus war dann erstmal dahin. Auf der endlos langen Stadtautobahn „Luis Dellepiane“ , die mir bisher nur als Zubringer vom und zum internationalen Flughafen Ezeiza bekannt war es aber nicht schwer, den Rhytmus wieder zu finden.
Wir liefen tatsächlich 14 km, bevor wir die Autobahn verliesen und direkt auf die Avenida 9 de Julio einbogen. Von dem Moment an waren wir schlagartig mitten in Buenos Aires! Es folgten die Plaza de Mayo, San Telmo, Boca, Puerto Madero, Retiro und dann am nationalen Flughafen Aeroparque vorbei Richtung Estadio Monumental. Diesmal aber kein Zieleinlauf dort, sondern in einem ruhigen Gebiet am Río de la Plata, genauere Bezeichnung: Parque de los Niños. Chaotisch die Rückgabe der Kleiderbeutel. Man stelle sich eine Wiese vor, darauf eine eingezäunte Fläche von ca. 5 x 5 Metern und in dieser lagen ohne System, teils übereinander, die Kleiderbeutel. Um den Zaun drängten sich schreiende und gestikulierende Menschen, die vier Leute innerhalb der Zäune versuchten ihr Bestes, aber ohne System konnte das nicht optimal klappen. Die Lösung war argentinisch, und sollte mich als Reiseveranstalter bei so einige Argentinien Reisen immer wieder verblüffen: am Ende klappt immer alles irgendwie. Für dieses Chaos gibt es übrigens ein speziell argentinisches Wort: “ quilombo“ 🙂
Buenos Aires Marathon 2008
Im Jahr 2008 sollten erstmalig mehr als 5.000 Läufer an den Start gehen. Der Streckenverlauf war der gleiche wie im Vorjahr, also Parque Roca- Stadtautobahn, bei km 14 in die „Avenida 9 de Julio“ und mitten hinein nach Buenos Aires, bis hin zum Parque de los Niños. Wie ungünstig der Startbereich gelegen ist, wurde mir dieses Mal extrem gut bewusst. Als unsere fest gebuchten Transfers nicht erschienen, rief ich an und man sagte mir, dass die Touren gecancelt wären. Einfach so! Tolle Nachricht! So hatte ich meinen ersten Lauf bereits gegen 5.30 Uhr am Morgen, als ich von einem Hotel zum anderen lief und alle Teilnehmer informierte und an einem zentralen Hotel versammelte. Von dort aus brauchten wir ganz schnell drei Taxis, denn wir waren 8 Maratonies.
Kein Problem, schließlich verkehren über 50.000 Taxis in Buenos Aires! Könnte man denken… Ja, aber nicht am Sonntag. Sonntag ist den Argentiniern heiliger als uns. Und deshalb fahren nur wenige Taxis am Sonntag. Wenn dann noch etwa 1000 Leute (würde ich schätzen) eine Taxi in den Parque Roca benötigen, ist es fast unmöglich. Endlich hatten wir eine Taxe erwischt. Aber zu früh gefreut! Denn nach meiner Zielangabe sagte er: „Parque Roca?“ No! Allá no voy, es peligroso“ (Parque Roca? Nein, dahin fahre ich nicht, zu gefährlich). Wieder dieses unangenehme Gefühl der Unruhe… Da sind 8 Leute, die voll Vertrauen eine tolle Laufreise gebucht haben und eigentlich war alles bestens organisiert. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung sagt die Transferfirma einfach ab. Und endlich hat man die erste Taxi, fährt die einfach weiter weil der Fahrer nicht in den Parque Roca will. Was nun? Die Zeit drängte bereits…
Zugegeben, wenn ich keine hervorragenden Kontakte hätte, wären wir 2008 wohl nicht zum Start gekommen. Ich konnte das Problem so lösen, ohne dass jemand mitbekam, wie knapp wir an der Katastrophe waren. Wir bekamen also noch schnell unsere drei Autos und gelangten rechtzeitig zum Startbereich. Dort passierte etwas Lustiges. Kaum enstiegen wir den Autos, lief in voller Lautstärke die deutsche Nationalhymne. Die Leute guckten mich an und fragten, ob ich das organisiert hätte? Ich verstand das aber selber nicht. Aber dann folgte die argentinische, die brasilianische…alles klar. Sie spielten die Hymnen der am Marathon teilnehmenden Nationalitäten und Alemania stand alfabetisch ganz vorn auf der Playlist. Deshalb ertönte die deutsche Hymne wie aus dem Nichts in den Morgen hinein.
Von den Teilnehmern verdiente diesmal eine Frau ganz besondere Beachtung. Mariane Dahl (TSG Gr0ßburgwedel) die über uns nur den Marathon und Programme gebucht hatte. Marianne war 65 Jahre alt und Weltmeisterin ihrer Altersgruppe in der Kategorie „Ultramarathon“. Als sie mir am Telefon sagte: “ Herr Becker, Marathons laufe ich nur so nebenbei zum Training. Mich interessieren eher die Läufe ab 100 km“ wurde ich dann neugierig und schaute im Internet nach. Wahnsinn! Unglaublich! Allein in den letzten Jahren vor dem Buenos Aires Marathon lief sie eine ganze Reihe 10o km Läufe und 24 h Läufe wobei sie da jeweils fast 200 km schaffte. Wie gesagt, als 65 jährige Frau. Bis heute motiviert sie mich innerlich. Wenn es bei einem Marathon mal beginnt, weh zu tun, sagte ich mir „nicht jammern, es gibt Frauen diensind über 65 Jahre und laufen 200 km am Stück und Marathon nur so zum Trining. Klar ist Marianne eine absolute Ausnahmeerscheinung. Aber es zeigt uns auch, wozu der Mensch eigentlich fähig ist.