Halbinsel Chiloé: Trolle, Hexen und andere Mythen…
Unter dem Namen „Trauco“ ist derjenige bekannt, welcher auf der zu Chile gehörenden Halbinsel, noch heute in den Legenden sein Unwesen treibt. Jungfrauen soll er verführen und heimlich, still und leise in den Wäldern leben. Hexen auf fliegenden Besen sollen noch heute ihr Unwesen zwischen den Berghängen der Insel treiben. Wer ganz genau hinschaut, erkennt vielleicht das berühmte Geisterschiff welches besonders zu nächtlicher Stunde seine weißen Segel hisst und mit lauten Klängen über die Wellen des pazifischen Meeres rauscht.
Nicht nur für ihre Legenden, welche von Jahr zu Jahr, Jahrzehnt zu Jahrzehnt, sogar von Jahrhundert zu Jahrhundert übermittelt werden, sondern auch für seine tollen grünen Landschaften ist die „Isla de Chiloé“ (span. Bezeichnung für Chiloé) wohlauf bekannt. Neben einigen Chilenen, welche auf der Insel Ruhe und Rückzug zur chilenischen Sommerzeit suchen (Dezember bis März), kommen Jahr für Jahr viele Urlauber hier her um Ihrer individuellen Chilereise einen ganz besonderen Höhepunkt zu verleihen.
Chiloé befindet sich im Süden von Chile, ist neben Feuerland (zur Hälfte zu Chile gehörend) die zweitgrößte Insel des Landes und durch eine sehr guten Fährverbindung mit dem chilenischen Festland verbunden. Von der kleinen Ortschaft Pargua, südlich der Hafenstadt Puerto Montt, fahren in 30 minütigen Abständen Fähren über den Canal de Chacao, nach Ancud. Die Überfahrt auf dem Wasser beläuft sich auf ungefähr 30 Minuten.
Die ca. 150.000 Inselbewohner leben heute hauptsächlich von Tourismus und vom lokalen Fischfang. Auch wenn zwischen Insel und festem Boden an Land gerade einmal 20 km liegen, betritt man in Chiloé eine doch vollkommen andere Welt. Die Chiloten, so wie die Inselbewohner im chilenischen Volksmund auch genannt werden, haben sich zu einer eigenständigen Kultur entwickelt. Dies mag wohl daran liegen, dass die Festlandchilenen ein wenig „herablassend“ auf die abgeschiedenen Inselbewohner blicken, während sich diese wiederum von den in Ihren Augen „überheblichen Festlandsmännern“ abheben möchten.
Aquí se come Curanto (dt. Hier wird Curanto gegessen) – so lautet das kulinarische Motto der Inselbewohner und hier beginnen die kulturellen Unterschiede: An Speise und Trank wird es auf der Halbinsel Chiloé an nichts fehlen, denn hier hat man die Möglichkeit ein außerordentlich typisches Inselgericht zu probieren: Der berühmte Curanto ist ein bunt gemischter Eintopf, wo man alles hinzufügt was es auf der Insel gibt: Meeresfrüchte, Kartoffeln, Fleisch, Hühnchen und frisches Gemüse. Während man Curanto heute in jedem einheimischen Restaurant direkt aus dem Kochtopf kommend genießen kann, kann man aber auch die urige Variante wählen: In der Tradition wird ein Loch in die Erde gegraben, welches mit glühenden Steinen gefüllt und mit so genannten Nalca-Blättern bedeckt wird. Darauf werden die Zutaten gekocht und im Anschluss heißt es „Buen provecho“ (dt. Guten Appetit). Ein geschmacklich absolut verlockendes Erlebnis!
Nicht nur wegen des guten Essens sondern natürlich auch wegen der beeindruckenden Architektur ist Chiloé ein Besuch wert. Die Insel hat tatsächlich viele unterschiedliche Facetten
Aber nicht nur für Kirchenliebhaber ist die Chiloé ein sehenswertes Ziel. Auch wenn diese überschaubar ist, hat doch jede Ortschaft Ihre eigenen Charakterzüge: Man sollte unbedingt einen Abstecher am „Tor zum Festland“ in der kleinen Stadt Ancud in das einheimische Museo Azul de las Islas de Chiloé (dt. Blaue Museum der Insel Chiloé) machen. Hier erfährt man einiges über die chilotische Geschichte und Volkskunst. Auch die Tierwelt kommt in Chiloé auf keinen Fall zu kurz: Die sich ebenfalls im Norden der Insel befindende Islotes de Punihuil begrüßt mit einem herrlichen Sandstrand und an der dortigen Felswand kann man mit etwas Glück, Seerobben, Pinguine, Komorane, Ibisse etc. bewundern.
Die berühmten Pfahlbauten, oder auch Palafitos genannt, kann man in der Hauptstadt Castro bewundern, welche sich inmitten der Insel befindet. Begibt man sich auf einen kleinen Spaziergang durch Castro, erkennt man die entzückenden bunten Häuschen, welche sich auf hölzernen Erhebungen befinden. Zugegebenermaßen hat man schon hier das Gefühl, in einem Märchen zu sein.
Chiloé ist in der Tat ein wahres Wunder der Natur und sollte bei keinem Chilebesuch fehlen. Wer selbst einmal in die Welt der Trolle, Hexen und Mythen eintauchen möchte und dazu noch tolle landschaftliche Erinnerungen mit in die Heimat nehmen möchte, kann gern einmal einen Blick auf unsere Reisen nach Chiloé werfen.